Abendmahlsgottesdienst zum 80. Todestag von Jochen Klepper

"Wir gehen heute Nacht gemeinsam in den Tod." - Als Christ bis in den Tod an der Seite seiner jüdischen Frau
So, 11.12.2022 11 Uhr 3. Advent
Ort
Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau
Alte Römerstr. 87
85221 Dachau
Telefon 08131-13644
info@versoehnungskirche-dachau.de
www.versoehnungskirche-dachau.de

Parkmöglichkeit: auf dem Klosterparkplatz, Alte Römerstr. 91 am nördlichen Ende der Lagermauer

Bei Abendveranstaltungen ist der Zugang zur Versöhnungskirche nur über das Kloster Karmel, Alte Römerstr. 91 möglich, der 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn geöffnet ist.
Bild des Veranstaltungsortes
weitere Angaben (Musik o. Ä.)
Vielen ist das Adventslied „Die Nacht ist vorgedrungen“ vertraut. Den Text schrieb im Dezember 1937 Jochen Klepper (1903-1942). Auch in „Angst und Pein“ findet der Dichter Trost und Halt in seinem tiefen Gottvertrauen. Er gibt dem Druck seiner Umwelt nicht nach, er lässt sich nicht von seiner jüdischen Frau Johanna scheiden.

Als Jochen Klepper nach einem erfolglosen Gespräch mit Adolf Eichmann keine Chance mehr zur Rettung seiner Frau und seiner Stieftochter Renate sieht, nehmen sich die drei in der Nacht auf den 11. Dezember 1942 in Berlin das Leben.

Im Gottesdienst werden Texte von Jochen Klepper gesungen und gelesen. Er gilt als einer der bedeutendsten Dichter geistlicher Lieder im 20. Jahrhundert.

Kirchenrat Dr. Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Versöhnungskirche, erinnert im Gottesdienst an die antisemitische Ausgrenzung und Verfolgung der Familie von Jochen Klepper und würdigt den evangelischen Pfarrerssohn, Journalisten und Schriftsteller, der in der Weimarer Republik in die SPD eintrat und ab 1933 zu den wenigen Protestanten gehörte, die sich solidarisch an die Seite der verfolgten Juden stellten. Bereits am 30. März 1933 schrieb er in sein Tagebuch: "Aber ich glaube an das Geheimnis Gottes, das er im Judentum beschlossen hat; und deshalb kann ich nur darunter leiden, dass die Kirche die gegenwärtigen Vorgänge duldet." Im Eintrag vom 29. April 1938 klagt er: "Es zehrt an allen Kräften, die zur Leistung nötig sind, dies dauernde und immer noch wachsende Unrecht an den Juden in Deutschland ohnmächtig mit ansehen zu müssen. Die Welt und das Volk sehen darüber hinweg. Es gibt nur eins, das einen vor dem Schlimmsten bewahrt: dass man selbst seinen Anteil tragen muss am Erleiden dieses furchtbaren Unrechts."

Hoffnung machte Jochen Klepper und seiner Familie, dass es ab Herbst 1938 zumindest eine Hilfsstelle der Bekennenden Kirche für antisemitisch Verfolgte gab. Die Leitung lag bei den Pfarrern Heinrich Grüber und Werner Sylten. Anfang 1941 schloss die Gestapo das "Büro Pfarrer Grüber" in Berlin. Die Pfarrer Grüber und Sylten sahen sich später im KZ Dachau wieder. Werner Sylten, von den Nazis wegen der jüdischen Herkunft seines Vaters als "Mischling 1. Grades" diskriminiert und damit doppelt "belastet", wurde von den Dachauer SS-Ärzten 1942 zur Ermordung in der Gaskammer der Euthanasie-Tötungsanstalt Schloss Hartheim (bei Linz) "selektiert". - Am 30. Oktober 2022 starb in Berlin Werner Syltens Sohn Walter Sylten im Alter von 92 Jahren. Er hatte sich im Sinne seines Vaters über Jahrzehnte für überlebende NS-Verfolgte eingesetzt und war viele Jahre aktives Mitglied im Kuratorium der Versöhnungskirche. Im Gottesdienst werden wir auch an Walter Sylten erinnern.

Musikalisch gestaltet Franz Werner den Gottesdienst.
Pfarrer/in
Kirchenrat Dr. Björn Mensing
Veranstalter / veröffentlicht von: Bild / Logo Versöhnungskirche KZ-Gedenkstätte Dachau
Versöhnungskirche KZ-Gedenkstätte Dachau
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