Bild der Veranstaltung

Gottesdienst mit Abendmahl

Stadtdekanin i.R. Barbara Kittelberger zum 80. Todestag von Pfarrer Werner Sylten
So, 14.8.2022 11 Uhr 9. Sonntag nach Trinitatis
Ort
Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau
Alte Römerstr. 87
85221 Dachau
Telefon 08131-13644
info@versoehnungskirche-dachau.de
www.versoehnungskirche-dachau.de

Parkmöglichkeit: auf dem Klosterparkplatz, Alte Römerstr. 91 am nördlichen Ende der Lagermauer

Bei Abendveranstaltungen ist der Zugang zur Versöhnungskirche nur über das Kloster Karmel, Alte Römerstr. 91 möglich, der 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn geöffnet ist.
Bild des Veranstaltungsortes
weitere Angaben (Musik o. Ä.)
Am 12. August 1942 brachte die SS Pfarrer Werner Sylten mit einem "Invalidentransport" vom KZ Dachau ins Schloss Hartheim (bei Linz), wo er nach der Ankunft in der Gaskammer ermordet wurde.
Zum 80. Todestag würdigt die emeritierte Münchner Stadtdekanin Barbara Kittelberger den Widerstandskämpfer am Sonntag, 14. August 2022, 11 Uhr, im Gottesdienst der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, wenige Meter entfernt vom einstigen Standort der Baracke, in der Werner Sylten interniert war (Block 26).
Unten finden Sie eine Kurzbiographie von Werner Sylten aus der online-Ausstellung "Widerstand!? Evangelische Christinnen und Christen im Nationalsozialismus".
Barbara Kittelberger hat einen persönlichen Bezug zum Schicksal von Werner Sylten. Von 2004 bis 2008 traf sie regelmäßig seinen jüngeren Sohn Walter Sylten. Er war 12 Jahre, als er mit der Ermordung seines Vaters Vollwaise wurde - seine Mutter hatte sich bereits 1935 das Leben genommen. Die Begegnungen fanden in Dachau und in München bei den Tagungen des internationalen Kuratoriums der Versöhnungskirche statt. Walter Sylten war von 1998 bis 2008 aktives Mitglied des Gremiums, Barbara Kittelberger als Münchner Stadtdekanin (2004-2020) Kuratoriumsvorsitzende.
Walter Sylten, im Hauptberuf höherer Verwaltungsbeamter, engagierte sich über Jahrzehnte ehrenamtlich auch in der Nachfolgeeinrichtung der Berliner Hilfsstelle für antisemitisch verfolgte Protestanten, in der sein Vater Rettungswiderstand geleistet hatte. Seit 2010 ist Walter Sylten Ehrenvorsitzender der "Evangelischen Hilfsstelle für ehemals Rasseverfolgte", jüngst umbenannt in "Stiftung Büro Pfarrer Grüber". Diese Stiftung, heute unter Vorsitz von Michael Grüber, einem Enkel von Pfarrer Heinrich Grüber, der das KZ Dachau überlebt hatte, hat 2021 beschlossen, die Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit der Versöhnungskirche ab 2024 mit jährlich 22.000 Euro zu fördern, zunächst für fünf Jahre. Die Stiftung leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Bewahrung der Diakonenstelle an der Versöhnungskirche, die ab 2024 nicht mehr von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern finanziert wird.

Die Versöhnungskirche ist über alle Zugänge der KZ-Gedenkstätte Dachau zu erreichen. Der kürzeste Fußweg führt über den Innenhof des Klosters Karmel, Alte Römerstraße 91. Gäste der Versöhnungskirche dürfen den Parkplatz des Klosters kostenlos nutzen. Die KZ-Gedenkstätte lässt sich auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichen. Vom Dachauer Bahnhof fahren regelmäßig Linienbusse zu den Haltestellen KZ-Gedenkstätte und Kloster Karmel.
Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, die Unterstützung beim Zugang benötigen, melden sich bitte im Vorfeld im Büro der Versöhnungskirche unter Tel. 081 31 / 136 44.
Weil in der Versöhnungskirche keine größeren Abstände eingehalten werden können, gilt in dem Abendmahlsgottesdienst am 14. August FFP2-Maskenpflicht.

Kurzbiographie von Werner Sylten
Werner Sylten wurde am 9. August 1893 als Sohn deutscher Eltern in Hergiswyl (Schweiz) geboren. Sein Vater war vor der Heirat mit einer Protestantin vom jüdischen zum christlichen Glauben übergetreten.
Von 1913 bis 1920 studierte Werner Sylten Evangelische Theologie. Dazwischen leistete er im Ersten Weltkrieg als Freiwilliger Kriegsdienst. Er wurde von der Liberalen Theologie geprägt und entwickelte ein hohes soziales Bewusstsein. Dazu trugen auch ein Zusatzstudium in Sozialpädagogik und seine Tätigkeiten im Vikariat in der hannoverschen Landeskirche bei. 1925 wurde er Leiter des Thüringer Mädchenheims in Bad Köstritz, das er mit fortschrittlichen pädagogischen Methoden modernisierte.
Er befürwortete die Demokratie und sympathisierte mit den Religiösen Sozialisten. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde er Mitglied der Bekennenden Kirche und geriet in schwere Konflikte mit der deutschchristlichen Thüringer Kirchenleitung. Ein Hetzartikel im Völkischen Beobachter und eine Intrige von staatlichen und kirchlichen Stellen kosteten ihn 1936 sein Amt.
Als von den Nürnberger Gesetzen Betroffener erhielt er fortan keine reguläre Pfarrstelle mehr. Von Mai 1936 bis zu dessen polizeilicher Schließung im März 1938 arbeitete er als Geschäftsführer im illegalen Büro der Thüringer Bekennenden Kirche.
Im Dezember 1938 ging er in den Dienst des „Büros Pfarrer Grüber“ in Berlin. Als enger Mitarbeiter sowie Stellvertreter Heinrich Grübers war er dort maßgeblich daran beteiligt, zahlreichen antisemitisch verfolgten Christen das Leben zu retten. Nach der Schließung des „Büros Pfarrer Grüber“ durch die Gestapo Anfang 1941 wurde Werner Sylten verhaftet und im Mai 1941 in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Durch unmenschliche Zwangsarbeit erkrankt, wurde er mit einem der berüchtigten Invalidentransporte nach Schloss Hartheim bei Linz gebracht und dort am 12. August 1942 mit Gas ermordet. Zur Verschleierung der Tat wurde den Angehörigen ein falsches Todesdatum (26. August 1942) mitgeteilt - bis heute findet sich in Veröffentlichungen dieses falsche Todesdatum.

Weitere biographische Informationen und Quellen finden Sie in der online-Ausstellung "Widerstand!? Evangelische Christinnen und Christen im Nationalsozialismus": Widerstand!? Evangelische Christinnen und Christen im Nationalsozialismus (evangelischer-widerstand.de)
Veranstalter / veröffentlicht von: Bild / Logo Versöhnungskirche KZ-Gedenkstätte Dachau
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